Präimplantationsdiagnostik PID 

Als PID bezeichnet man die zellbiologische und molekulargenetische Untersuchung eines Embryos im Reagenzglas. Mit den Verfahren einer künstlichen Befruchtung werden mehrere Embryonen hergestellt. Von jedem Embryo wird in einem sehr frühen Stadium eine Zelle abgetrennt und auf genetische Auffälligkeiten hin untersucht. Nur die unauffälligen Embryonen werden in die Gebärmutter der Frau implantiert.

Die PID wird zur Erkennung von Erbkrankheiten und Chromosomenanomalien angewendet. Das Verfahren wird auch als Screening bei der künstlichen Befruchtung eingesetzt, um die Schwangerschaftsraten zu erhöhen, was sich nach letzten Erkenntnissen jedoch nicht unbedingt als zielführend erwiesen hat: Die Schwangerschaftsrate nach einer PID liegt bei 28 Prozent, die Geburtsrate allerdings nur noch bei neun Prozent.

Mittels PID kann auch ein Kind erzeugt werden, das als Gewebespender für ein erkranktes Geschwisterkind geeignet ist. Ausserdem kann das Geschlecht des Embryos ausgewählt werden. Das Verfahren ist seit den 90er Jahren verfügbar und wurde bisher weltweit bei etwa 10'000 Kindern angewendet.

Situation in der Schweiz

In der Schweiz war die PID verboten. Im Dezember 2014  fand die Schlussabstimmung zur Zulassung der PID statt: Mehrheitlich wurde vom Parlament sowohl die Änderung des Verfassungsartikels als auch die Vorlage, die weit über die Grenzziehung des Bundesrates hinausgeht, gut geheissen. Der Verfassungsartikel wurde Mitte 2015 vom Volk angenommen. Nach einem erfolgreichen referendum stimmte am 5. Juni 2016 das Volk mehrheitlich für eine Ausweitung der genetischen Diagnostik am Embryo. Mit dem revidierten Fortpflanzungsmedizingesetz erhält die Schweiz eines der liberalsten gesetzlichen Regelungen in Europa. Das Gesetz ist mit der Verordnung am 1.9.2017 in Kraft getreten.

Problematik der PID

Internationale Studien zeigen, dass die PID nicht eingrenzbar ist. Ursprünglich eingesetzt, um wenigen Paaren mit der familiären Belastung für eine schwere Erbkrankheit zu helfen, wird heute mittels PID alles getestet, was möglich ist. Die PID ist ein selektives Verfahren, das eugenische Tendenzen hat. Embryonen werden nach bestimmten Eigenschaften ausgewählt. Auch die Indikation für die künstliche Befruchtung, die ursprünglich nur für unfruchtbare Frauen gedacht war, wird erweitert: Frauen, die sich für eine PID entscheiden, sind in der Regel nicht unfruchtbar. Der Druck auf Frauen/Paare wird durch den Einsatz dieser Methode weiter steigen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um kein behindertes oder krankes Kind auf die Welt zu bringen (siehe Gentest - was nun?).

Die PID basiert auf der künstlichen Befruchtung und ist mit Risiken für die Frau verbunden. Für die Reifung mehrerer Eizellen müssen Hormone verabreicht werden. Die Hormonbehandlungen können zu Nebenwirkungen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Überstimulationssyndrom führen. Die Gewinnung von Eizellen ist ein invasiver Prozess. Es kann zu Blutungen und Infektionen kommen.

Die Geburtsraten pro Eizellentnahme liegen bei etwa 19 Prozent. Das bedeutet, dass eine Frau sich im Durchschnitt fünf Mal einer künstlichen Befruchtung unterziehen muss, um ein Kind zu gebären.

Trotz Präimplantationsdiagnostik wird nach Eintreten einer Schwangerschaft zusätzlich eine pränatale Diagnostik angeraten, häufig mit invasiven Methoden. Auch bei einer PID können Fehler vorkommen, die Diagnostik ist KEINE Garantie für ein gesundes Kind. Eine ausführliche Beratung ist unerlässlich.